Das Siegel des Gübelin Gemmolgoischen Labors

Redundanzkonzepte sind unumgänglich, wenn die Wahrscheinlichkeit von menschlichem Versagen minimiert werden soll. Im Gübelin Gemmologischen Labor muss jeder Edelstein während des Prüfprozesses von mindestens drei geschulten und erfahrenen Augenpaaren begutachtet werden. Damit garantiert ist, dass die verschiedenen Experten so unabhängig und unvoreingenommen wie möglich arbeiten, werden beim Prüfverfahren jegliche Informationen über die Identität des Kunden und jegliche Meinungen anderer Experten aus früheren Begutachtungen geheim gehalten.

Die vielen unterschiedlichen Edelsteine, die laufend steigende Anzahl möglicher Herkunftsgebiete und die immer raffinierteren Methoden, synthetische Steine herzustellen sowie die verschiedenen Bearbeitungsverfahren stellen die gemmologischen Labore vor grosse Herausforderungen. Kontinuierliche Investitionen in die neuesten Analysetechnologien sind eine der Voraussetzungen im Umgang mit dieser Vielschichtigkeit. Ein gemmologisches Labor muss Zugang zu einem sehr umfassenden Bestand an modernsten und hoch entwickelten Analysegeräten, Maschinen und Prozessen aus verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten haben. Es ist wichtig, dass Daten mittels verschiedener Methoden erhoben werden können, das heisst, mikroskopische, chemische und strukturelle Eigenschaften müssen ermittelt werden. Nur mit einer umfassenden Analyse und mit zuverlässigen Datensets können Schlussfolgerungen gezogen werden.

Die Analyseinstrumente müssen über die notwendigen Hardware sowie Softwareprogramme verfügen, die es für die Untersuchung von Edelsteinen braucht. Die Kalibrierungs- und Prüfmethoden und -geräte sowie die Verfahren zur Datensammlung müssen den höchsten professionellen Standards entsprechen. Die Geräte dürfen nur von ausgebildeten und erfahrenen Fachpersonen bedient und unterhalten werden (vgl. Grundsatz 4 weiter unten) und die erhobenen Daten müssen mit den modernsten Methoden ausgewertet werden. Und vor allem muss ein gemmologisches Labor stets durch kontinuierliche Forschung auf dem Laufenden sein.

Hochmoderne Analysen im Gemmologischen Labor von Gübelin

Das gemmologische Labor von Gübelin spielt in der Forschung eine führende Rolle und arbeitet im Bereich der chemischen und spektroskopischen Analyse von Edelsteinen mit modernsten Technologien.
Dank des intensiven Einsatzes diverser Analysetechnologien konnte das gemmologische Labor von Gübelin in den letzten zehn Jahren Methoden entwickeln, die heute als Branchenstandard gelten.
Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Laserablation (ICPMS), die Gübelin im Jahr 2002 für interne Forschungszwecke einsetzte und schliesslich auch für die Edelsteine von Kunden zu verwenden begann.
Vor ungefähr zehn Jahren kaufte das Gübelin Gemmologische Labor eine eigene LA-ICPMS-Anlage und freut sich darüber, dass heute auch andere gemmologische Labore solche Anlagen nutzen.
Ein Chemiker mit einem breiten Fachwissen in chemischer Spektroskopie ist für die Anlage zuständig und stellt durch laufende Forschungstätigkeiten sicher, dass deren Anwendung stets auf dem neuesten Stand ist.
Des Weiteren ist ein Spektroskopie-Spezialist, der über ein tiefgreifendes Fachwissen in Geologie verfügt, für die Lichtabsorptionsspektrometer und deren Anwendung nach neuesten Erkenntnissen zuständig.

Ein grosser Teil des jährlichen Budgets für Forschung und Entwicklung wird für die Evaluierung neuer Analysetechnologien und -techniken verwendet.
Wir arbeiten mit Universitäten und Herstellern von Analysegeräten zusammen und beobachten die Entwicklungen im Bereich der Geowissenschaften, Chemie, Physik, Materialwissenschaften und in verwandten Gebieten – stets darauf bedacht, zusätzliche und bessere Informationen über Edelsteine zu erhalten.

Seit 2015 werden in unserem Labor folgende Instrumente für die verlässliche Analyse von Edelsteinen verwenden (der Einfachheit halber führen wir Instrumente für Grundanalysen nicht auf):

Mikroskopische Analysen:
•Gemmologische Mikroskope mit Hellfeld/Dunkelfeld,

Spektroskopische/strukturelle Analyse:
• Fourier-Transformations-Infrarot-Spektroskopie (FTIR)
• optische Spektroskopie im ultravioletten Bereich, im sichtbaren Bereich und im Nahinfrarot-Bereich
• Röntgenprüfsystem
• Raman-Spektrometer

Chemische Analysen:
• energiedispersive Röntgenfluoreszenz (ED-XRF)
• LA-ICP-MS (Hochauflösende Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma  und Laserablation)

Jedes gemmologische Dokument mit dem Siegel des Gübelin Gemmologischen Labors basiert auf Daten, die durch verschiedene analytische Methoden ermittelt wurden. Mit dieser Regel stellen wir unter anderem die Verlässlichkeit der zu einem Edelstein erhobenen Daten sicher. Auch für externe Prüfungen wenden wir diese Regel an.

Eines der grundlegenden Prinzipien der Wissenschaft ist der Empirismus, das heisst, Schlussfolgerungen müssen auf empirischen und messbaren Beweisen beruhen und nicht auf allgemeinen Annahmen oder Überzeugungen. Um zu Schlussfolgerungen hinsichtlich Identität, Echtheit und Herkunft eines Edelsteins zu gelangen, muss ein gemmologisches Labor demzufolge über i) objektive, reproduzierbare Daten, die von seinen Mitarbeitenden erhoben wurden, verfügen und ii) die Eigenschaften des unbekannten Edelsteins mit denjenigen bekannter und von sichergestellter Herkunft vergleichen. Um Letzteres sicherzustellen, bedarf es einer Referenzsteinsammlung, welche alle Arten handelsrelevanter Edelsteine abdeckt sowie sämtliche geografischen Provenienzen, sämtliche möglichen Behandlungen und alle Arten synthetischer Steine und Imitationen. Diese Sammlung muss sowohl alte – möglicherweise geschlossene oder erschöpfte – Edelsteinvorkommen abdecken sowie vor kurzem entdeckte Vorkommen. Neueste Erfindungen in diesem Bereich gehören ebenfalls dazu. Es versteht sich von selbst, dass eine solche Sammlung aus mehreren Tausend Steinen besteht. Nur durch eine solch umfassende Referenzsteinsammlung kann eine vertrauenswürdige und verlässliche Grundlage entstehen, auf der das Prinzip des Empirismus korrekt angewendet werden kann.

Empirismus im Gübelin Gemmologischen Labor

Im gemmologischen Labor von Gübelin arbeiten wir strikt nach dem Grundsatz, unsere Schlussfolgerungen abzusichern. Die Referenzsteinsammlung von Gübelin umfasst über 25’000 Edelsteine aus den bedeutendsten Quellen und Edelsteinvorkommen weltweit – dabei handelt es sich nicht nur um heutige Vorkommen, sondern auch um Vorkommen aus der Vergangenheit, aus geschlossenen und erschöpften Minen. Jeder Edelstein ist korrekt beschriftet, katalogisiert und beschrieben. Die Herkunft und Geschichte des Edelsteins sind dokumentiert, die Echtheit wurde sorgfältig geprüft und bewertet. Die Referenzsteinsammlung von Gübelin wird sorgfältig gepflegt und laufend erweitert. So stellen wir sicher, dass sie stets ein wichtiges Instrument im Prüfungsprozess eines Edelsteins darstellt. Für das Fachwissen des gemmologischen Labors von Gübelin ist die Sammlung von unschätzbarem Wert.

Für die oben erwähnte Vielfalt und Komplexität von Edelsteinen, mit welchen die gemmologischen Labore heute arbeiten müssen, benötigen sie Fachwissen, das die Kenntnisse, die von gemmologischen Ausbildungsstätten vermittelt werden, bei Weitem übersteigt. Tiefgreifende Kenntnisse verschiedener Fachgebiete der Geowissenschaften sind für Gemmologen, die in einem Labor arbeiten, unabdingbar. Vor allem, wenn dieses Labor Dienstleistungen bietet wie die Bestimmung der Farbechtheit von Diamanten, die Herkunftsbestimmung farbiger Edelsteine oder die Unterscheidung von natürlichen und gezüchteten Perlen. Ausserdem setzen der Umgang mit hochmodernen Analyseinstrumenten und die korrekte Auswertung der Daten ein grosses Know-how und eine umfassende Ausbildung voraus. Die Kenntnisse einer einzigen Person reichen heute nicht mehr, um alle einzelnen Aufgaben auf diesem Gebiet zu erfüllen. Es ist daher unvermeidbar, für jede einzelne Aufgabe speziell ausgebildete Spezialisten einzusetzen. Der Prüfungsablauf in einem modernen Labor muss von einem Team aus Spezialisten durchgeführt werden, dabei konzentriert sich jedes Teammitglied auf sein eigenes Fachgebiet.

Fachwissen im Gübelin Gemmologischen Labor

Bei Gübelin legen wir grossen Wert auf Aus- und Weiterbildung. Die meisten Gemmologen, die im gemmologischen Labor von Gübelin arbeiten, verfügen über einen Abschluss in Geowissenschaften (Masterabschluss oder Doktortitel) sowie über eine Zusatzausbildung in Gemmologie. Wenn sie zu uns stossen, durchlaufen sie einen strikten und minutiösen internen Ausbildungsprozess. Nur wenn sie alle benötigten Prüfungen erfolgreich abgeschlossen haben, dürfen sie Gemmologische Berichte unterzeichnen. Dieser Prozess dauert im Allgemeinen mehrere Jahre. So stellen wir einen Ausbildungsstand sicher, der alle anderen gemmologischen Ausbildungen des Marktes übertrifft. Wir sind überzeugt, dass Spezialisierung in unserem Gebiet notwendig ist. Eine verlässliche Datenerhebung mit vertrauenswürdigen Schlussfolgerungen lässt sich nur erreichen, wenn die einzelnen Schritte des komplexen Analyseverfahrens von Spezialisten durchgeführt werden (vgl. auch Punkt 2, Hochmoderne Analysen im Gemmologischen Labor).

Trotz der hochmodernen Technologien, der stringenten Verfahren und der bestens ausgebildeten Spezialisten – die Gemmologie ist und bleibt eine ungenaue Wissenschaft, die stets neuen Entwicklungen und Entdeckungen ausgesetzt und durch eine sich laufend ändernde Wissensbasis beschränkt und anfällig ist für menschliche und technische Fehler. Aus diesem Grunde müssen ethische Richtlinien erarbeitet werden, die solche Einschränkungen berücksichtigen, die Auswirkungen eines unvollständigen Fachwissens sowie von Entscheidungen mildern, welche von fehlbaren und beeinflussbaren Menschen gefällt werden.

Aufgrund der oben beschriebenen Bedingungen und Einschränkungen haben wir einen Verhaltenskodex erarbeitet, der als ethische Richtlinie gilt, an welche sich das Labor zu halten hat. Das Fachwissen des gemmologischen Labors von Gübelin steht für langfristige Glaubwürdigkeit, es akzeptiert die Grenzen unseres Wissens und garantiert deshalb ein ehrliches und aufrichtiges Ergebnis. Mit diesem Dokument möchten wir den Käufer von Edelsteinen oder Schmuckstücken schützen, wir stellen eine professionelle und unvoreingenommene Meinung sicher, die unabhängig von sämtlichen Aktivitäten des Handels ist.

Der Verhaltenskodex des Gübelin Gemmologischen Labors

1. Unabhängigkeit: Das Gübelin Gemmologische Labor ist eine unabhängige juristische Person. Es arbeitet unabhängig von Handels- oder Branchenorganisationen.
Die Besitzverhältnisse und die Geschäftsleitung sind unabhängig von Handelsorganisationen.

2. Vertraulichkeit: Die Laboranlagen des gemmologischen Labors von Gübelin sind weltweit durch strengste Zugangskontrollen geschützt. Der Zugang zu den Anlagen und Wissensdatenbanken des Labors wird nur dem Laborpersonal gewährt.
Die Labor- und Kundendatenbank wird durch spezifische Zugangsrechte für ausgewählte Mitarbeitende geschützt, um Datenschutzverletzungen oder Manipulationen zu vermeiden.

3. Grenzen des Wissens: Das gemmologische Labor von Gübelin erkennt die Dynamik und die stetigen Veränderungen des gemmologischen Wissens an und somit auch die Tatsache, dass dieses Wissen stets begrenzt ist.
Daraus folgt:

• Nur eindeutige und genügend verlässliche Daten werden für die Schlussfolgerungen eines gemmologischen Berichts als angemessen betrachtet. Es können keine Schlussfolgerungen aufgrund unklarer oder nicht genügend verlässlicher Daten gemacht werden.
• Die Erkenntnisse der neuesten Forschungen werden umgehend umgesetzt und die Prüfverfahren werden, wenn nötig, angepasst.

4. Keine Handelstätigkeit mit Edelsteinen: Das gemmologische Labor von Gübelin und dessen Mitarbeitende dürfen keine Handelsaktivitäten betreiben. Sie dürfen Edelsteine und Schmuckstücke weder kaufen noch verkaufen. Die Beschaffung von Mustern für die Referenzsteinsammlung, d.h. zu wissenschaftlichen Zwecken, ist von dieser Regelung ausgenommen. Ebenfalls dürfen das gemmologische Labor und dessen Mitarbeitende keine Schätzungs- oder Brokerdienstleistungen erbringen.

5. Weitergabe von Wissen: Das Gübelin Gemmologische Labor verpflichtet sich dazu, sein Wissen über Edelsteine zu erweitern und die Forschungsergebnisse oder Erkenntnisse aus neuesten Entwicklungen an die wissenschaftliche Gemeinschaft, die Edelsteinbranche und die Öffentlichkeit weiterzugeben.